Eine Gewohnheit, die ein Vermögen kostet: 7 von 10 Haushalten lassen dieses Gerät die ganze Nacht im Standby – laut Enedis bis zu 180 € mehr auf der Stromrechnung

Eine Gewohnheit, die ein Vermögen kostet: 7 von 10 Haushalten lassen dieses Gerät die ganze Nacht im Standby – laut Enedis bis zu 180 € mehr auf der Stromrechnung

Was wie ein harmloser roter Punkt am Fernseher wirkt, summiert sich. Neue Zahlen aus dem Netzbetrieb zeigen: Nacht-Standby kostet spürbar Geld, gerade wenn mehrere Geräte zusammen am Strom hängen.

Das teure Glimmen im Wohnzimmer

Sieben von zehn Haushalten lassen ihren Fernseher samt Set-Top-Box oder Streaming-Box über Nacht im Standby. Das wirkt bequem, weil morgens alles sofort bereitsteht. Doch die Elektronik bleibt aktiv, lauscht nach Signalen, hält Speicher wach und sucht Updates. Diese Bereitschaft zieht konstant Leistung, auch wenn weder Bild noch Ton laufen.

Der französische Netzbetreiber Enedis beziffert die mögliche Mehrbelastung auf bis zu 180 € pro Jahr. Entscheidend sind der Stromtarif, das Alter der Geräte und wie viele Komponenten parallel am Netz bleiben: TV, TV-Box, Soundbar, Spielkonsole und manchmal auch externe Receiver.

Bis zu 180 € pro Jahr zusätzlich – nur weil TV-Ökosysteme nachts im Standby bleiben, meldet Enedis.

Warum Standby mehr kann als “aus”

Standby bedeutet nicht Stillstand. Moderne Geräte bieten Schnellstart, Sprachsteuerung oder Aufnahmen im Hintergrund. Dafür braucht die Hardware eine Grundversorgung. Je nach Modell liegen 1–2 W bei sehr sparsamen Geräten drin, aber 10–20 W pro Box sind keine Seltenheit. Eine Konsole im „Sofortstart“ kommt je nach Generation sogar deutlich höher. In Summe entsteht ein Dauerverbrauch, der über Monate auf der Rechnung sichtbar wird.

  • Fernseher: 0,5–10 W im Standby, je nach Alter und Eco-Settings
  • Set-Top-/Streaming-Box: 3–20 W, mit „Schnellstart“ oft deutlich mehr
  • Soundbar/AV-Receiver: 1–12 W, CEC-Funktionen erhöhen die Spanne
  • Spielkonsolen: 1–25 W, abhängig von „Instant-On“ oder Energiesparmodus

Kleine Dauerlasten verhalten sich wie ein tropfender Wasserhahn: einzeln leise, gemeinsam teuer.

So senkst du die Last ohne Komfortverlust

Der größte Hebel entsteht durch Gewohnheit. Nicht mehr jedes Gerät einzeln drücken, sondern das gesamte TV-Set abends wirklich vom Netz nehmen – oder zumindest tief schlafen lassen.

  • Steckdosenleiste mit Schalter: TV, Box, Soundbar gemeinsam ein- und ausschalten.
  • Eco- oder Tiefschlaf aktivieren: im TV- und Box-Menü „Energiesparen“ wählen, „Schnellstart“/„Quick Start“/„Instant-On“ deaktivieren.
  • Smart-Stecker mit Zeitplan: nachts automatisch aus, morgens an.
  • HDMI-CEC prüfen: komfortabel, aber kann Standby-Verbräuche erhöhen. Feinjustieren.
  • Nur Router nachts anlassen, wenn Festnetztelefonie nötig ist. TV-Peripherie trennen.
  • Aufnahmen/Updates planen: Zeitfenster setzen, in denen die Box wach bleiben darf.

Ein Kippschalter abends spart oft mehr als ein Dutzend “Spartricks” im Alltag.

Kleiner Rechner: Was kostet dein roter Punkt?

Die Kosten hängen an drei Faktoren: Gesamt-Standby-Leistung deines TV-Setups, Stunden pro Nacht und Preis pro kWh. Das folgende Beispiel rechnet mit 10 Stunden/Nacht und 0,40 €/kWh.

Gesamt-Standby-Leistung Stunden pro Nacht kWh pro Jahr Kosten/Jahr (0,40 €/kWh)
30 W 10 h 109,5 43,80 €
60 W 10 h 219,0 87,60 €
100 W 10 h 365,0 146,00 €

Je nach Region und Tarif können Preise höher ausfallen. Bleiben Geräte zusätzlich am Tag stundenlang im Leerlauf, rückt der von Enedis genannte Bereich bis zu 180 € in Reichweite – vor allem bei älteren Boxen oder Konsolen mit „Sofortstart“.

Häufige Irrtümer

  • „Häufiges Ausschalten schadet.“ Moderne Elektronik verkraftet das gut, solange sauber heruntergefahren wird.
  • „Standby ist fast null.“ Gilt nicht für Netzwerk-Standby oder Schnellstart. Die Spanne variiert stark.
  • „Die Box braucht die ganze Nacht für Updates.“ Meist reichen kurze Zeitfenster. Planbare Slots im Menü nutzen.

Updates ja – Dauerbereitschaft nein. Zeitfenster vermeiden, dass Geräte stundenlang wachliegen.

Mehr Kontext: Regeln, Tarife und was ältere Geräte treiben

Die EU-Ökodesign-Regeln begrenzen Standby auf Werte bis 0,5 W, für vernetzte Geräte gelten Ausnahmen im Bereich mehrerer Watt. In der Praxis liegen besonders ältere Fernseher, Provider-Boxen oder Konsolen mit Komfortfunktionen darüber. Wer seit Jahren nicht aktualisiert oder nie in die Energie-Settings schaut, verschenkt bares Geld.

Ein Blick in den Stromvertrag lohnt. Dynamische Tarife oder Nachtpreise ändern die Rechnung – mal zugunsten, mal zuungunsten. Auch regionale Umlagen und Grundpreise spielen hinein. Wer mit einem Zwischenzähler misst, sieht schnell, ob das eigene Setup harmlos oder hungrig ist.

Praxisbeispiel aus dem Wohnzimmer

Nehmen wir ein typisches Bundle: TV 5 W, Box 15 W, Soundbar 6 W, Konsole „Instant-On“ 12 W. Das sind 38 W im Bereitschaftsmodus. Über 10 Stunden Nacht kommen rund 139 kWh pro Jahr zusammen. Bei 0,40 €/kWh sind das etwa 55 €. Bleibt die Konsole tagsüber zusätzlich 4 Stunden im „Sofortstart“, wächst die Summe merklich. Mit höheren Tarifen oder älteren, weniger effizienten Geräten lässt sich die 100-€-Marke schnell knacken. In Ausreißer-Haushalten mit mehreren Boxen und hoher Bereitschaftsleistung nähert man sich dem von Enedis genannten Spitzenwert.

Noch hilfreiche Schritte für morgen

Gerätemenüs sprechen nicht immer Klartext. Hinter Bezeichnungen wie „Schnellstart“, „Instant-On“, „Schnell einschalten“, „Wake on LAN“ oder „Netzwerk-Standby“ verstecken sich Komfortfunktionen mit Preisetikett. Wer diese Punkte gezielt prüft, senkt den Verbrauch, ohne Bequemlichkeit komplett aufzugeben. Tipp: Erst Tiefschlaf testen, dann ausgewählte Ausnahmen aktivieren, etwa für Aufnahmen.

Für Neugierige lohnt ein Mikro-Check: Ein Steckdosenmessgerät zeigt live, was anliegt. Teste drei Zustände pro Gerät – aus, Standby, Tiefschlaf. Notiere die Werte und rechne mit deinem Tarif gegen. So erkennst du die Problemkinder und sparst dort, wo jeder Euro am meisten wirkt. Ein kleiner Wochenplan im Smart-Stecker rundet die Sache ab und macht Sparen zur Routine, die ganz von allein läuft.

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