Vieles entscheidet sich nicht heute, aber Weichen drehen sich bereits sichtbar.
Beschäftigte spüren Spannung in den Dienststellen, während die Politik Eckwerte setzt. Tariftermine stehen, Budgets wachsen, Reformprojekte drängen in den Alltag.
Tarifrunde der länder: erwartungen, zeitleiste, druck aus den dienststellen
Ende Oktober endet der aktuelle Landes-Tarifvertrag. Gewerkschaften sammeln dafür Stimmen und Stimmungen per Befragung. Auf dieser Basis formulieren die Tarifkommissionen die Forderungen für die kommende Runde. Am 17. November 2025 stellen die Verbände das Paket offiziell vor.
Für die Länder stehen drei Runden im Kalender. Runde eins startet am 3. Dezember 2025. Am 15. und 16. Januar 2026 trifft man sich erneut. Der Showdown liegt am 11. und 12. Februar 2026. Landesbeamte schauen genau hin, weil sie eine zeit- und inhaltsgleiche Übertragung auf die Besoldung erwarten.
17. November: Forderungen für die Länder-Tarifrunde. 3. Dezember, 15./16. Januar, 11./12. Februar: Verhandlungen.
Was beschäftigte jetzt konkret vorbereiten sollten
- Entgeltgruppe, Stufe, Zulagen prüfen und dokumentieren.
- Überstunden, Vertretungen und Mehrbelastung belegen, falls es zur Diskussion um Belastungszuschläge kommt.
- Kontakt zur Personalvertretung auffrischen; Kommunikationskanäle klären.
- Kinderbetreuung und Anreise für mögliche Aktionen und Termine organisieren.
- Bei Beamten: Auswirkungen einer möglichen Übertragung auf Besoldung und Erfahrungszeiten simulieren.
Bundeshaushalt 2026: mehr personal, neue prioritäten
Der Kabinettsentwurf sieht einen Kernhaushalt von 520,5 Milliarden Euro vor. Sondertöpfe heben das Gesamtvolumen auf rund 630 Milliarden Euro. Die Neuverschuldung summiert sich auf 174,3 Milliarden Euro. Für den öffentlichen Dienst ist entscheidend: Statt eines geplanten Abbaus wächst der Stellenplan auf 304.784. Bis 2029 wären theoretisch 24.400 Stellen weniger nötig, um das Koalitionsziel zu erreichen. Dafür fehlt aktuell die Perspektive.
Schwerpunkte betreffen Infrastruktur, Digitalisierung, Bildung, Wohnen, Klimaschutz und Sicherheit. Die Bundeswehr erhält 82,7 Milliarden Euro plus 25,5 Milliarden Sondermittel. Geplant sind 10.000 zusätzliche Soldaten, 2.000 zivile Kräfte sowie bis zu 20.000 befristete Plätze durch einen neuen Wehrdienst. Für die innere Sicherheit kommen 1.000 Polizeistellen dazu. Der „Pakt für den Rechtsstaat“ finanziert bis 2029 rund 500 Millionen Euro für IT und 2.000 zusätzliche Stellen in der Justiz. Im Gesundheitswesen steigt das Budget auf 20,1 Milliarden Euro.
Investitionsschwerpunkte und personalpläne im überblick
| Bereich | Volumen/Maßnahme | Auswirkung auf den öffentlichen Dienst |
|---|---|---|
| Infrastruktur | 21,3 Mrd. Euro für Straßen, Schienen, Wasserwege | Mehr Projektstellen in Bau, Planung, Vergabe |
| Digitalisierung | 8,5 Mrd. Euro | Bedarf an IT-Fachkräften, Verfahrensmodernisierung |
| Verteidigung | 82,7 Mrd. + 25,5 Mrd. Sondermittel | 10.000 Soldaten, 2.000 Zivilstellen, 20.000 befristete Plätze |
| Innere Sicherheit | 1.000 zusätzliche Polizisten | Erhöhte Ausbildungskapazität, Ausstattung |
| Justiz | 500 Mio. Euro bis 2029, 2.000 Stellen | Beschleunigung von Verfahren, E-Akte-Rollout |
| Gesundheit | 20,1 Mrd. Euro | Reformen bei Kliniken, Apotheken, Notfallversorgung |
Die Haushaltsabstimmung im Bundestag ist für Ende November 2025 vorgesehen.
Verzögerte tarifsteigerung bei bund und kommunen: frust und handlungstipps
Viele warten noch auf die nach dem Abschluss vom April vereinbarte Erhöhung. Laut einer Befragung unter rund 1.400 Beschäftigten melden nur drei Prozent eine bereits angekommene Anpassung. 97 Prozent verneinen das. 78,3 Prozent bekamen keinen Termin genannt. Wo Termine existieren, fällt oft September oder Oktober 2025, teils später.
97 Prozent warten noch auf ihr Plus, 78,3 Prozent bekamen keinen Auszahlungszeitpunkt genannt.
- Personalstelle um einen schriftlichen Zeitplan und die Höhe der Nachzahlung bitten.
- Steuerklasse und Freibeträge prüfen, da Einmalzahlungen die Progression erhöhen können.
- Lohnabrechnung auf Stufenlaufzeiten, Zulagen und Jahressonderzahlung kontrollieren.
- Abschlagszahlung anfragen, falls das Personalverfahren stockt.
- Rücklagen für Sozialabgaben einplanen, wenn mehrere Monate nachgezahlt werden.
Digitale gewalt im dienst: belastung steigt, schutzbedarf ebenso
Eine forsa-Erhebung für den DGB zeigt die Dimension. 38 Prozent hatten im Arbeitskontext Berührung mit digitaler Gewalt. 13 Prozent berichten von eigener Betroffenheit durch Beleidigungen, Beschimpfungen oder Drohungen. Besonders exponiert sind Polizei, Justiz und Verteidigung, dort liegen die Raten teils doppelt so hoch.
67 Prozent der Betroffenen treten vorsichtiger auf, 61 Prozent fühlen starke emotionale Belastung, 40 Prozent melden Leistungseinbußen.
Viele ziehen Konsequenzen. 28 Prozent verlieren Vertrauen in digitale Kommunikation. 13 Prozent denken über einen Wechsel nach. Der DGB kooperiert mit HateAid, um Prävention, Beratung und Unterstützung auszubauen. Behörden sollten klare Meldeketten, Beweissicherung, Rechtsbeistand und psychosoziale Hilfe anbieten. Führungskräfte brauchen Schulungen, um Fälle früh zu erkennen und zu begleiten.
Oktober-regeln im alltag: beihilfe, e-patientenakte, instant payments, grenzen, uhren
Zum 1. Oktober erweitert sich der Heilmittelbereich Podologie. Neue Leistungsnummern 73.1 und 73.2 decken Nagelspangenbehandlungen ab, abrechenbar auch neben den bisherigen Positionen 67 bis 71. Die elektronische Patientenakte wird verpflichtend. Praxen, Apotheken und Kliniken verwalten medizinische Daten digital. Ab 9. Oktober sind Echtzeitüberweisungen im Euro-Raum gebührenfrei. Ein IBAN-Name-Abgleich unterstützt die Vermeidung von Fehlüberweisungen. Am 12. Oktober startet am Flughafen Düsseldorf das europäische Ein- und Ausreisesystem für Drittstaaten-Reisende. In der Nacht zum 26. Oktober beginnt die Winterzeit, die Uhr springt von 3:00 auf 2:00 Uhr.
- Beihilfe: Podologie-Leistungen 73.1/73.2 verfügbar, Verordnungsdatum spielt keine Rolle.
- Gesundheit: ePA-Pflicht schafft neue Dokumentationsstandards in Einrichtungen.
- Zahlungsverkehr: Instant Payments kostenfrei, IBAN-Name-Abgleich kommt.
- Grenzen: EES erfasst Kurzaufenthalte von Nicht-EU-Bürgern am Airport Düsseldorf.
- Zeit: Umstellung auf Winterzeit in der Nacht 25./26. Oktober.
Was die e-patientenakte für den arbeitsalltag bedeutet
IT-Verfahren in Praxen und Krankenhäusern brauchen stabile Schnittstellen. Beschäftigte sollten Prozesse für Einwilligungen, Auskünfte und Notfallzugriffe kennen. Datenschutz bleibt zentral, denn Berechtigungsprofile entscheiden über Zugriffstiefe. Dienststellen im Gesundheitsbereich sollten Schulungen, Testläufe und Notfallkonzepte anlegen. Patientinnen und Patienten profitieren von weniger Doppeluntersuchungen und klaren Medikationsplänen. Dokumentationsfehler lassen sich schneller erkennen.
Blick nach vorn: termine, die jetzt zählen
- Ende November 2025: Bundestagsabstimmung zum Haushalt 2026.
- 17. November 2025: Veröffentlichung der Länder-Tarifforderungen.
- 3. Dezember 2025: Auftakt der Verhandlungen.
- 15./16. Januar 2026 und 11./12. Februar 2026: zweite und dritte Runde.
Nützliche rechenbeispiele und hinweise für das portemonnaie
Beschäftigte können die eigene Nachzahlung grob kalkulieren. Dazu die monatliche Erhöhung aus der Entgelttabelle mal Anzahl der ausstehenden Monate nehmen und Sonderzahlungen anteilig berücksichtigen. Wer eine Stufensteigerung zwischenzeitlich erreicht hat, muss diese in der Schätzung ergänzen. Bei einer größeren Nachzahlung lohnt ein Antrag auf Lohnsteuerermäßigung oder die Prüfung, ob sich ein Verschiebungseffekt in das Folgejahr steuerlich auszahlt. Gewerkschaftsbeiträge sind als Werbungskosten ansetzbar, was das Nettoeinkommen entlasten kann.
Bei Beamtinnen und Beamten entscheidet die politische Übertragung auf die Besoldung über Zeitpunkt und Höhe. Ein Blick in die letzten Runden zeigt: Verzögerungen treten auf, doch lineare Elemente und Zulagen kommen häufig rückwirkend. Wer Pendlerpauschale, Dienstreisen oder Fortbildungskosten abrechnet, sollte Belege geordnet halten, um Vorteile bei der Einkommensteuer mitzunehmen.







