Klingbeils Rundumschlag bei der Kfz-Steuer: Was das für E-Autofahrer bedeutet

Klingbeils Rundumschlag bei der Kfz-Steuer: Was das für E-Autofahrer bedeutet

Politik, Haushalt und Autokauf prallen aufeinander. Und die Unsicherheit wächst.

Im Ringen um die Kfz-Steuer meldet sich SPD-Chef Lars Klingbeil mit klaren Tönen. Der Streit dreht sich um Geld, Lenkungswirkung und Vertrauen. Für E-Autofahrer geht es um handfeste Jahreskosten und um den richtigen Zeitpunkt für die Zulassung.

Was hinter klingbeils rundumschlag steckt

Die Ampel sucht Mehreinnahmen und will gleichzeitig Elektromobilität stabil halten. Klingbeil setzt auf Prioritäten und fordert Verlässlichkeit für Käufer. Das Finanzressort schaut auf den Haushalt. Die Autoindustrie warnt vor einem Dämpfer in einer Phase, in der Elektro-Verkäufe ohnehin schwächeln.

Ab Januar 2026 sollen neu zugelassene Stromer regulär besteuert werden – es sei denn, die Bundesregierung verlängert die Befreiung.

Die Entscheidung fällt nicht im luftleeren Raum. Vorherige Kürzungen von Förderungen führten zu Vorzieheffekten und anschließenden Dellen. Ein ähnliches Muster droht wieder: ein Run zum Jahresende 2025 und dann Zurückhaltung.

Die regel heute und der kipppunkt 2026

Für Elektroautos, die bis zum 31. Dezember 2025 zugelassen werden, gilt eine Kfz-Steuerbefreiung von bis zu zehn Jahren, maximal bis Ende 2030. Ein Halterwechsel ändert daran nichts. Danach greift die reguläre Besteuerung.

So wird ab 2026 gerechnet

Die Steuer richtet sich nach dem zulässigen Gesamtgewicht (Feld F.2 im Fahrzeugschein). Berechnungsbasis sind 200-Kilo-Stufen:

  • bis 2000 kg: 5,63 € je 200 kg
  • 2001 bis 3000 kg: 6,01 € je 200 kg
  • 3001 bis 3500 kg: 6,39 € je 200 kg

Ein kompaktes E-Auto kann damit bei rund 50 bis 70 Euro pro Jahr landen. Große SUVs kommen schnell in einen deutlich höheren, meist dreistelligen Bereich. Maßgeblich ist immer das zulässige Gesamtgewicht, nicht das Leergewicht aus Prospekten.

Wer sein E-Auto noch 2025 zulässt, behält die Befreiung bis Ende 2030. Das bleibt der stärkste Hebel gegen Mehrkosten.

Warum plug-in-hybride plötzlich besser aussehen können

Ein Reizthema: Bei E-Autos zählt das Gewicht, bei Plug-in-Hybriden schlagen CO₂-Werte und Hubraum zu Buche. Moderne PHEV mit niedrigen Emissionen können so in einigen Fällen günstiger besteuert werden als schwere, vollelektrische SUVs. Das sendet ein widersprüchliches Signal, weil rein elektrische Antriebe politisch eigentlich bevorzugt werden sollen.

Schwere Stromer könnten mehr zahlen als einige PHEV – ein Widerspruch, der Kaufpläne ins Wanken bringt.

Branchenvertreter fordern daher Klarheit und eine Regel, die den Umstieg auf reine E-Antriebe nicht ausbremst. Die Politik könnte gegensteuern, etwa durch eine verlängerte Befreiung oder eine justierte Gewichtsstaffel.

Wer zahlt wie viel? beispiele zur einordnung

Die folgenden Schätzwerte dienen der Orientierung. Sie setzen eine Zulassung ab 2026 und das jeweils typische zulässige Gesamtgewicht voraus. Gerundet in 200-Kilo-Schritten.

Modell (Beispiel) Geschätztes zGG Vermutete Steuer/Jahr
BMW i3 (erste Generation) ca. 1.800 kg rund 50–60 €
Renault Zoe ca. 2.000 kg rund 55–60 €
VW ID.3 ca. 2.300 kg rund 70–75 €
Tesla Model Y ca. 2.400 kg rund 70–80 €
Mercedes EQE/EQS SUV ca. 3.000–3.300 kg meist dreistellig

Wichtig: Die Einordnung kann je nach Ausstattungsvariante, Felgengröße und Batteriegröße abweichen. Prüfe daher das Feld F.2 im Fahrzeugschein oder Datenblatt.

Marktfolgen: vorziehen, abwarten, oder abspecken

Wer 2025 noch zulässt, nimmt die Steuerbefreiung bis 2030 mit. Wer erst 2026 kauft, sollte das Gewicht stärker in die Entscheidung einbeziehen. Kleinere Akkus, leichtere Felgen und sparsame Ausstattungen senken oft das zulässige Gesamtgewicht. Das kann die Steuer spürbar drücken, ohne den Alltag zu verschlechtern.

Was privatkäufer jetzt konkret tun können

  • Zulassung prüfen: Lässt sich der Kauf vorziehen und das Fahrzeug noch 2025 anmelden?
  • Gewicht checken: ZGG in F.2 ansehen, 200-Kilo-Stufe ermitteln, Steuer grob kalkulieren.
  • Modellwahl überdenken: Leichtere Kompaktmodelle verursachen geringere Steuer.
  • Gebraucht statt neu: Junge Gebrauchte, die bereits zugelassen sind, behalten bis 2030 die Befreiung.
  • Laufleistung ehrlich einschätzen: Große Akkus lohnen nur, wenn Reichweite wirklich gebraucht wird.

Was flotten und dienstwagen beachten sollten

Bei vielen Fahrzeugen summieren sich selbst moderate Beträge zu relevanten Budgets. Flottenmanager sollten Gewichtsdaten in Ausschreibungen aufnehmen, Varianten mit geringerer Masse priorisieren und Liefertermine so planen, dass Schlüsselmodelle noch 2025 zugelassen werden. Für Mitarbeiter lohnt ein kurzer Blick in die Unterlagen, denn die Kfz-Steuer zahlt in der Regel der Halter, nicht der Nutzer.

Rechnen hilft: kleine steuer-simulation

So gehst du vor:

  • Finde das zulässige Gesamtgewicht (F.2 im Fahrzeugschein).
  • Runde auf den nächsten 200-Kilo-Schritt nach oben.
  • Bestimme die passende Gewichtsstufe und multipliziere die Anzahl der 200-Kilo-Schritte mit dem jeweiligen Satz.

Beispiel kompakt: 1.630 kg werden auf 1.800 kg aufgerundet. Das sind neun 200-Kilo-Schritte in der ersten Stufe. 9 × 5,63 € ergibt rund 50,67 € pro Jahr.

Beispiel groß: 3.100 kg werden auf 3.200 kg gerundet. Je nach Auslegung werden die Stufen bis 3.200 kg herangezogen. Das Ergebnis liegt im dreistelligen Bereich. Herstellerangaben zum zGG machen hier den Unterschied.

Die politik bleibt am zug

Im Raum steht eine Verlängerung der Steuerbefreiung für neue E-Autos über 2025 hinaus. Die Koalition ringt um die Finanzierung. Ein klares Signal würde den Markt beruhigen. Ohne Signal wird der Dezember 2025 zum Staupunkt in Zulassungsstellen. Und 2026 beginnt mit einer Kaufzurückhaltung, die kaum jemand will.

Verlässliche Regeln sind für Kaufentscheidungen entscheidend. Gerade jetzt entscheidet Vertrauen darüber, ob E-Mobilität Tempo aufnimmt oder bremst.

Mehr wissen, besser planen

Wer unsicher ist, kann mit dem Händler eine Vorabzulassung oder eine vertraglich geregelte Zulassung bis Dezember prüfen. Das senkt das Risiko steigender Fixkosten. Alternativ lohnt ein Blick auf effizientere Karosserieformen: Kombi statt SUV, 18 statt 21 Zoll, ein Akku unter der Maximalgröße. Jedes Kilogramm weniger zählt in der Steuerformel.

Parallel spielen weitere Faktoren in die Gesamtrechnung hinein: Stromtarife zu Hause und am Schnelllader, Vergütung der THG-Quote, Versicherungstarife, Wartungsintervalle. Sie können die Mehrbelastung durch die Kfz-Steuer ausgleichen oder sogar überkompensieren. Ein kurzer Vergleich der laufenden Kosten pro Kilometer schafft Klarheit und bringt die Entscheidung weg vom Bauchgefühl hin zu belastbaren Zahlen.

Laisser un commentaire

Votre adresse e-mail ne sera pas publiée. Les champs obligatoires sont indiqués avec *

Retour en haut