Bäckerei-Kette ist insolvent – sie betreibt viele Filialen bei Rewe, Edeka und Netto

Bäckerei-Kette ist insolvent – sie betreibt viele Filialen bei Rewe, Edeka und Netto

Die Leifert GmbH, eine seit Jahrzehnten aktive Bäckerei-Kette aus der Region rund um Wolfsburg, Gifhorn, Braunschweig und Hannover, hat ein gerichtliches Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung gestartet. Der Schritt trifft viele Kundinnen und Kunden direkt im Alltag, denn zahlreiche Filialen liegen als Shop-in-Shop in Supermärkten wie Netto, Rewe, Edeka, Penny, Kaufland – und vereinzelt auch bei Lidl. Der Betrieb läuft weiter, die Theken bleiben geöffnet.

Was hinter der Insolvenz steckt

Leifert reagiert auf ein schwieriges Umfeld. Energiepreise bleiben hoch, Rohstoffe wie Mehl, Butter und Zucker schwanken im Einkauf, Personalkosten legen zu. Gleichzeitig drückt die Kaufzurückhaltung auf die Mengen. Für Bäckereien mit vielen Standorten kommen Mieten in guten Lagen hinzu, oft mit langen Öffnungszeiten wegen der Supermärkte. Diese Mischung schiebt die Kosten nach oben, während die Kundschaft Preise vergleicht und Spontankäufe reduziert.

Die Sanierung läuft in Eigenverwaltung. Das Management führt den Betrieb fort, ein gerichtlich bestellter Sachwalter überwacht und sichert die Gläubigerinteressen.

Nach Unternehmensangaben beschäftigt Leifert rund 220 Mitarbeitende. Ihre Löhne sind zunächst über das Insolvenzgeld abgedeckt. Die Backstuben produzieren weiter, die Filialteams bedienen und richten Aufbackzeiten auf den Marktverkehr aus. Die Kette will Strukturen vereinfachen, Prozesse straffen und unrentable Kostenblöcke senken.

Rund 40 eigene Standorte zählt die Kette – ein großer Teil davon befindet sich in Supermärkten der Region.

Wo die Kette präsent ist

Das Filialnetz konzentriert sich auf Wolfsburg, Gifhorn, Braunschweig und Hannover. Auffällig: Besonders viele Theken stehen bei Netto. Rewe, Penny, Kaufland und Edeka ergänzen die Präsenz. Ein Einzelbeispiel bei Lidl taucht ebenfalls auf.

Handelskette Leifert-Standorte (mindestens) Regionale Schwerpunkte
Netto 11+ Gifhorn, Wolfsburg, Braunschweig, Umland
Rewe 6 Gifhorn, Hannover, Peine, Wolfsburg
Edeka 1 Leiferde
Kaufland 2 Garbsen, Wolfsburg
Penny 2 Gifhorn, Wolfsburg
Lidl 1 Wesendorf

Für Supermärkte ist das Konzept attraktiv: Backwaren direkt an der Eingangspassage erhöhen die Verweildauer und ergänzen das Sortiment. Für Leifert liefern die Märkte Laufkundschaft und stabile Öffnungszeiten – beides kann im Umbruch aber auch Kosten erzeugen, wenn Frequenzprognosen nicht aufgehen.

Was Kundinnen und Kunden jetzt wissen sollten

Verfügbarkeit, Sortiment, Bezahlung

  • Filialen bleiben geöffnet, das Sortiment aus Brötchen, Broten, Kuchen und Snacks läuft regulär weiter.
  • Kartenzahlung und Gutscheine funktionieren in der Regel. Bei älteren Gutscheinen lohnt die kurze Nachfrage an der Theke.
  • Vorbestellungen für Feingebäck oder Torten sollten frühzeitig abgesprochen werden, damit die Backstube Kapazitäten plant.
  • Mehrwegbecher und Pfandsysteme gibt es weiter, Rückgaben erfolgen wie gewohnt in der Filiale.

Die Löhne der Belegschaft sind durch Insolvenzgeld abgesichert. Die Backöfen laufen weiter – die Sanierung soll den Betrieb stabilisieren.

Wie es weitergehen kann

Ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung zielt auf einen tragfähigen Neuanfang. Dazu verhandelt das Unternehmen Mieten, Einkaufskonditionen und Dienstleistungsverträge neu. Die Geschäftsführung prüft Standorte: Manche Filialen stärken das Ergebnis, andere belasten. Daraus ergeben sich Anpassungen beim Netz – von einer Modernisierung bis zu selektiven Schließungen.

Mögliche Schritte im Verfahren

  • Fortführungsplan mit Maßnahmenpaket für Produktion, Logistik, Personal, Einkauf.
  • Gespräche mit Vermietern über Mieten, Laufzeiten und Nebenkosten.
  • Überprüfung von Lieferketten: Mehl, Fett, Zucker, Verpackung, Energieverträge.
  • Produktmix schärfen: Renner stärken, aufwändige Langsamdreher reduzieren.
  • Investorensuche als Option, falls Kapital für Modernisierung nötig wird.

Für die Supermarktpartner zählt Verlässlichkeit. Bleiben Öffnungszeiten stabil, profitieren beide Seiten. Ändern sich Personal- oder Lieferzeiten, müssen Märkte und Bäckerei eng abstimmen, damit Frischware rechtzeitig an der Theke liegt.

Was der Fall über den Bäcker-Markt sagt

Regionalbäcker geraten seit Jahren unter Druck. Großbäckereien beliefern Discounter sehr effizient, Gas- und Strompreise verändern Kalkulationen, und die Kundschaft achtet stärker auf den Preis. Gleichzeitig wächst der Wunsch nach Qualität, Handwerk und regionalen Zutaten. Wer viele Filialen betreibt, muss beides balancieren: handwerkliche Anmutung und industrielle Effizienz.

Shop-in-Shop-Modelle helfen bei Frequenz und Sichtbarkeit, binden die Bäckerei aber an Öffnungszeiten, Mieten und Nebenkosten der Märkte. Eine Sanierung nutzt die Chance, Prozesse zu entflechten, Wege zu verkürzen, Rezepte zu standardisieren, ohne die handwerkliche Identität zu verlieren.

Hintergrund: Was Eigenverwaltung und Insolvenzgeld bedeuten

Eigenverwaltung

Bei der Eigenverwaltung bleibt die Geschäftsführung entscheidungsfähig. Das Amtsgericht bestellt einen vorläufigen Sachwalter. Er kontrolliert die wirtschaftliche Lage, begleitet Verhandlungen und schützt die Gläubiger. Ziel ist die Fortführung statt einer Zerschlagung. Unternehmen gewinnen Zeit, um Verträge anzupassen und die Finanzierung zu sichern.

Insolvenzgeld

Das Insolvenzgeld deckt die Nettolöhne der Mitarbeitenden in der Regel für bis zu drei Monate ab. Zuständig ist die Bundesagentur für Arbeit. Beschäftigte müssen dafür Unterlagen einreichen, die Personalabteilung hilft meist bei Terminen und Formularen. Für die Teams bedeutet das zunächst Planungssicherheit, während die Sanierung anläuft.

Praktische Hinweise für Betroffene

Für Kundinnen und Kunden

  • Wer regelmäßig Frühstück holt, kann Alternativen in der Nähe sondieren und die Öffnungszeiten notieren – falls sich kurzfristig etwas verschiebt.
  • Für Feiern und Catering lohnt eine kurze telefonische Bestätigung der Abholung, damit nichts liegenbleibt.
  • Preisänderungen kommen manchmal in Wellen. Ein Blick auf Wochenangebote spart Geld, ohne auf Qualität zu verzichten.

Für Mitarbeitende

  • Fristen beim Insolvenzgeld beachten, Bescheinigungen vollständig einreichen.
  • Schulungen für Thekenverkauf, Hygiene und Kassenprozesse stärken die Einsatzplanung und erhöhen Chancen im Betrieb.
  • Wer mobil ist, kann Standortwechsel anbieten – das hilft, Schichten zu füllen und Filialen stabil zu halten.

Leifert kann mit einer klugen Anpassung des Filialnetzes, besseren Einkaufsbedingungen und einer klaren Produktlinie wieder Tritt fassen. Entscheidend bleibt die Nähe zur Kundschaft: verlässliche Öffnungszeiten, frische Ware zu fairen Preisen und ein Sortiment, das zur Region passt. Wer das liefert, gewinnt auch in schwierigen Zeiten Stammkundschaft zurück.

Laisser un commentaire

Votre adresse e-mail ne sera pas publiée. Les champs obligatoires sont indiqués avec *

Retour en haut